Rheda-Wiedenbrück (WB). Familie Engemann eröffnet am Sonntag, 29. Juli, die erste Milchtankstelle. Ab 11 Uhr wird das Ereignis mit einem gemütlichen Hoffest gefeiert. Jungbauer Henry Engemann (20) lädt mit seinen Eltern Mariele und Norbert dazu ein, einen Blick hinter die Stalltüren zu werfen.
So können die zukünftigen Kunden auch sehen, wo die frische Milch herkommt. Für das leibliche Wohl wird mit gegrillten Hähnchen, frisch gebackenen Waffeln mit guter Landmilch und diversen Getränken gesorgt.
Auf dem Hof Engemann gibt seit mehr als 80 Jahren Milchwirtschaft. Früher war es üblich, dass die Menschen sich ihre Milch mit der kleinen Kanne direkt vom Bauern geholt haben. Besonders Senior Anton Engemann erinnert sich noch gut an diese Zeit.
Doch im Zuge der Supermarktniederlassungen in der Region wurde Milch mehr und mehr dort gekauft. Es war bequem und die Milch war länger haltbar. Heute rücken Themen wie Vermeidung von Verpackungsmüll, künstliche Zusatzstoffe, Geschmack und das in Frage stellen von industriell behandelte Produkten vermehrt in den Fokus. Der Verbraucher wird kritischer.
»Wir denken, dass es schön ist, wenn die Bewohner aus der Umgebung sich ihre Milch direkt bei uns selber zapfen können und dabei sehen wie die Kühe auf der Weide zufrieden grasen«, erzählt Mariele Engemann, die für diese Idee ganz besonders ebenso wie ihr Sohn Henry brennt.
Der gelernte Landwirt hatte auf seinem Auslandsaufenthalt in Neuseeland solche Milchtankstellen häufiger gesehen und der Gedanke ist in ihm gewachsen, dass so was auch hier toll wäre, wenn auch nur im Kleinen. Aus einer ehemaligen Pferdebox hat er in kurzer Zeit zusammen mit einigen Freunden einen kleinen gefliesten Laden gebaut, indem nun der Milchautomat steht.
Für einen Euro pro Liter ist die superfrische Vollmilch, die einen Fettgehalt von rund vier Prozent aufweist, dort zu zapfen. Verschließbare Glasflaschen stehen zum freien Verkauf daneben, es darf aber auch jedes andere eigene Gefäß mitgebracht werden.
35 Kühe geben tagtäglich die frische Milch auf dem Hof. Bislang gibt es lediglich in Lintel, also im Osten von Rheda-Wiedenbrück, so eine Milchtankstelle. »Wir sind genau auf der anderen Seite der Stadt und deshalb ist es keine Konkurrenz, sondern eine Ergänzung des Angebotes der Landwirte in der Region«, ist sich Henry Engemann sicher. Er sieht die Vorteile insbesondere in der enormen Frische der Milch, dass sie unbehandelt ist und die Milchverpackungen wegfallen. »Ein kleiner Beitrag von uns für die Umwelt«, so Henry. Ab Sonntag, 29. Juli, kann täglich zwischen 6 und 22 Uhr in St. Vit (Auf der Horst 29) frische Milch gezapft werden.
Quelle: Westfalen-Blatt vom 26.07.2018